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Kategorie: Anwalt Familienrecht ,
25.09.2023 (Lesedauer ca. 3 Minuten, 11849 mal gelesen)
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Sorgerecht: Was unverheiratete Väter unbedingt dazu wissen müssen!

Sorgerecht: Was unverheiratete Väter unbedingt dazu wissen müssen! © freepik - mko

Der Anteil der nichtehelich geborenen Kinder lag im vergangenen Jahr bei rund 34 Prozent. Insbesondere für die unverheirateten Väter stellen sich im Hinblick auf das Sorgerecht eine Reihe von Fragen: Hat man als unverheirateter Vater automatisch ein Sorgerecht? Unter welchen Voraussetzungen erhält ein unverheirateter Vater ein gemeinsames Sorgerecht mit der Kindsmutter? Welche Rolle spielt der Wille des Kindes dabei? Kann ein unverheirateter Vater auch das alleinige Sorgerecht bekommen? Und ist es einem unverheirateten Vater auch gegen den Willen der Kindsmutter möglich ein gemeinsames oder alleiniges Sorgerecht zu beantragen?

Hat man als unverheirateter Vater automatisch ein Sorgerecht?


Nur verheiratete Väter haben automatisch ein Sorgerecht. Bei unverheirateten Paaren fällt das alleinige Sorgerecht der Mutter zu. Das gilt auch, wenn der unverheiratete Vater seine Vaterschaft anerkannt hat und er in der Geburtsurkunde des Kindes als Vater steht.

Unverheiratete Väter haben aber die Möglichkeit sich mit der Kindesmutter auf ein gemeinsames Sorgerecht zu einigen und eine entsprechende Sorgerechtserklärung beim Familiengericht abzugeben. Wenn das Kindeswohl nicht gegen ein gemeinsames Sorgerecht spricht, wird dem stattgegeben.

Ist eine solche Einigung nicht möglich, kann der unverheiratete Vater einen Antrag auf Übertragung des gemeinsamen Sorgerechts beim Familiengericht stellen. Das Familiengericht entscheidet dann zum Wohle des Kindes, ob es dem Antrag entspricht.

Wichtig zu wissen: Diese Möglichkeiten stehen auch allen Männern zur Verfügung, die vor der Sorgerechtsreform im Jahr 2013, Vater eines nichtehelichen Kindes wurden.

Was braucht ein unverheirateter Vater zur Beantragung des gemeinsamen Sorgerechts?


Um als unverheirateter Vater das Sorgerecht für ein Kind zu beantragen, braucht man neben einem gültigen Ausweis, eine beglaubigte Kopie der Anerkennung der Vaterschaft und eine Kopie der Geburtsurkunde des Kindes. Mit diesen Unterlagen kann man nun einen Antrag auf das Sorgerecht bei zuständigen Familiengericht stellen.

Wie läuft das Sorgerechtsverfahren ab?


Hat der unverheiratete Vater einen vollständigen Antrag auf das gemeinsame Sorgerecht beim zuständigen Familiengericht gestellt, wird das Familiengericht daraufhin die Kindesmutter kontaktieren und ihr eine Frist zur Stellungnahme geben. Das Ende der Frist darf aus Gründen des Mutterschutzes frühestens sechs Wochen nach der Geburt des Kindes sein.

Jetzt kommt es auf das Verhalten der Mutter an: Schweigt sie zum Antrag des leiblichen Vaters, wird das Gericht den Eltern das gemeinsame Sorgerecht zu sprechen. Trägt die Mutter Gründe vor, warum ein gemeinsames Sorgerecht dem Kindeswohl widerspricht, wird das Gericht dies in einer Verhandlung prüfen.

Das Kindeswohl spielt eine zentrale Rolle bei der Frage, ob dem unverheirateten Vater ein gemeinsames Sorgerecht zu gesprochen wird. Das Familiengericht macht seine Entscheidung im Hinblick auf ein gemeinsames Sorgerecht in erster Linie vom Kindeswohl abhängig. Kann die Mutter nachvollziehbar begründen, warum ein gemeinsames Sorgerecht nicht dem Wohl des Kindes dient, wird es dem Vater verwehrt werden. Gibt es keine Gründe für eine Gefährdung des Kindeswohls, wird das Gericht einem gemeinsamen Sorgerecht, als beste Option für das Kind, stattgeben. Ältere Kinder werden im Rahmen des Sorgerechtsverfahrens vom Gericht befragt.

Kann ein unverheirateter Vater das alleinige Sorgerecht bekommen?


Unverheiratete Väter, die das alleinige Sorgerecht für ihr leibliches Kind beantragen, müssen konkret begründen, warum das Wohl des Kindes durch ein gemeinsames Sorgerecht mit der Kindsmutter gefährdet wäre. Gründe können zum Beispiel die Vernachlässigung eines Kindes, die Gefährdung seiner Gesundheit, Gewalt gegenüber dem Kind oder Vermögensveruntreuung durch die Mutter sein. Auch in diesem Fall wird das Familiengericht im Einzelfall prüfen, ob das alleinige Sorgerecht des unverheirateten Vaters tatsächlich dem Wohl und der positiven Entwicklung des Kindes dient.

Kann ein unverheirateter Vater auch gegen den Willen der Kindsmutter einen Antrag auf Sorgerecht stellen?


Ja, ein unverheirateter Vater kann den Antrag auf das gemeinsame oder sogar alleinige Sorgerecht auch gegen den Willen der Kindesmutter beim Familiengericht stellen.
Nur wenn das Wohl des Kindes dagegenspricht, wird man den Antrag des unverheirateten Vaters ablehnen.

Wie war die Rechtslage für unverheiratete Väter vor der Sorgerechtsreform 2013?


Bis zur Reform des Sorgerechts im Jahr 2013 stand der Mutter eines nichtehelich geborenen Kindes das alleinige Sorgerecht zu. Dem leiblichen Vater wurde nur ein Umgangsrecht zugebilligt, wenn er eine enge Bezugsperson des Kindes war, also eine sozial-familiäre Beziehung zwischen ihm und dem leiblichen Kind bestand. Der Vater hatte auch kein Auskunftsanspruch über die persönlichen Verhältnisse des eigenen Kindes, der verheirateten getrennten lebenden Elternteilen im Rahmen des Kindeswohls zu steht. Das gemeinsame Sorgerecht konnte der ledige Vater nur mit Zustimmung der Mutter erhalten.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und auch das Bundesverfassungsgericht entschieden im Jahr 2009/2010, dass diese Regelungen im deutschen Recht das Grundrecht von unverheirateten Vätern auf Pflege und Erziehung ihres leiblichen Kindes verletzen. Der deutsche Gesetzgeber reagierte daraufhin mit der Verabschiedung eines neuen Sorgerechts.

erstmals veröffentlicht am 12.03.2020, letzte Aktualisierung am 25.09.2023

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