Scheidung nach langer Ehe: Welche Besonderheiten gibt es?

Auch wenn sie ein halbes Leben mit einander verbracht haben - die Zahl der Ehepaare, die sich nach 20 oder mehr Jahren trennen, steigt rapide. Bei einer Scheidung wird dann oft erbittert über Themen, wie nachehelicher Unterhalt, Rentenansprüche, Zugewinnausgleich oder Vermögensaufteilung gestritten. Welche Ansprüche stehen den Eheleuten nach einer langen Ehe im Gegensatz zu anderen Scheidungspaaren zu?
Experten für Familienrecht findest Du hier:
Suche in Expertentipps
Diese Fragen werden beantworet
- Was gilt beim Trennungsunterhalt bei Langzeit-Ehen?
- Welche Unterhaltsansprüche bestehen nach einer langen Ehe?
- Wie lange muss nach einer langen Ehe nachehelicher Unterhalt gezahlt werden?
- Wie viel Unterhalt gibt es nach einer langen Ehe?
- Wie wird das Vermögen nach einer langen Ehe aufgeteilt?
- Wie werden die Rentenansprüche nach einer langen Ehe aufgeteilt?
Was gilt beim Trennungsunterhalt bei Langzeit-Ehen?
Beim Trennungsunterhalt gibt es keinen Unterschied zwischen kurzen oder langen Ehen. Während der Trennungsphase bis zur Scheidung erhält der Ehegatte mit dem geringeren Einkommen Trennungsunterhalt auf Grundlage der bisherigen Lebensverhältnisse. Grundsätzlich gilt: Wer vor der Trennung nicht gearbeitet hat, muss auch im Trennungsjahr nicht arbeiten.
Wichtig zu wissen: Die Zahlung von Trennungsunterhalt kann nicht in einem Ehevertrag ausgeschlossen werden.
Welche Unterhaltsansprüche bestehen nach einer langen Ehe?
Der Anspruch auf Unterhalt fällt nach einer Scheidung weg. Grundsätzlich muss jeder Ex-Ehepartner jetzt selbst für seinen Unterhalt sorgen. Bei vielen Langzeit-Ehepaaren gibt es aber Ausnahmen, die auch nach einer Scheidung zu einem Unterhaltsanspruch führen können.
Bei Langzeitehen ist es oft so, dass der nicht erwerbstätige Ehepartner aufgrund seiner Ausbildung oder seines fortgeschrittenen Alters nach einer Scheidung keine Chance auf einen Job hat. Auch gesundheitliche Gründen können eine Erwerbstätigkeit unmöglich machen. Besteht also eine Bedürftigkeit, bei demjenigen der nacheheliche Unterhalt verlangt, und gibt es einen Grund warum er nicht selbst erwerbstätig sein kann, kann er ggfs. nachehelichen Unterhalt verlangen. Voraussetzung ist, dass der erwerbstätige Ex-Partner über ein entsprechendes Einkommen verfügt.
Aufgepasst: Beruft sich der Ex-Partner auf Erwerbslosigkeit, muss diese schon vor der Scheidung vorgelegen haben. Hat ein Ehepartner meist aufgrund von Familienplanung seine Erwerbstätigkeit und Karriere schon vor vielen Jahren aufgegeben, hat er gut Chancen nachehelichen Unterhalt aufgrund von ehebedingten Nachteilen vom Ex-Partner verlangen zu können.
Gut zu wissen: Erwerbstätige Ex-Partner können Aufstockungsunterhalt verlangen, wenn das eigene Einkommen nicht ausreicht um den Lebensstandard zu halten.
Wie lange muss nach einer langen Ehe nachehelicher Unterhalt gezahlt werden?
Wie lange nachehelicher Unterhalt gezahlt werden muss, ist abhängig von der Dauer der Ehe. Nach einer langen Ehe, etwa länger als 20 Jahre, kann der Unterhalt lebenslang oder zumindest für einen längeren Zeitraum zugesprochen werden. Letztlich wird das Familiengericht die Unterhaltspflicht im Einzelfall beurteilen und auch prüfen, ob eine Befristung möglich ist, etwa weil der bedürftige Ex-Partner irgendwann wieder arbeiten kann.
Wie viel Unterhalt gibt es nach einer langen Ehe?
Die Berechnung des nachehelichen Unterhalts erfolgt meist nach der Düsseldorfer Tabelle. Der Unterhalt ist abhängig vom Einkommen des zahlenden Ex-Partners und den eigenen finanziellen Möglichkeiten. Er soll allerdings den bisherigen Lebensstandard der Eheleute weiter gewährleisten.
Wie wird das Vermögen nach einer langen Ehe aufgeteilt?
Ein gemeinsames Haus, Auto, Hausrat oder Schmuck - Während einer langen Ehe kann einiges an Vermögen zusammenkommen. Die Aufteilung des Vermögens nach einer langen Ehe hängt vom Güterstand ab, in dem die Ehe geführt wurde und wird nicht anders vollzogen als bei kürzeren Ehen.
Für die meisten Ehen gilt der gesetzliche Güterstand der Zugewinngemeinschaft. Beim Zugewinn wird der Zuwachs des Vermögens beider Ehepartner während der Ehe ermittelt. Stellt sich eine Differenz heraus, erfolgt ein hälftiger Ausgleich. Diesen Ausgleich muss der bevorzugte Ehepartner finanziell erbringen. Reicht seine Liquidität dafür nicht aus, muss er sein Vermögen verkaufen. Vermögenswerte die beim Zugewinn eine Rolle spielen sind etwa gemeinsame Immobilien, Aktien, Lebensversicherungen oder Bausparverträge.
Lesen Sie mehr zum Thema Unterhalt in unserem Rechtstipp – „Unterhalt – Anspruch, Höhe, Durchsetzung“.
Diese Vermögensauseinandersetzung nach einer langen Ehe birgt oft viel Konfliktpotential. Wer sich nicht einigen kann, muss die Vermögensaufteilung letztendlich vorm Familiengericht ausfechten.
Wie werden die Rentenansprüche nach einer langen Ehe aufgeteilt?
Wie bei jeder anderen Scheidung werden auch nach einer langen Ehe die Rentenansprüche, soweit nichts anderes vereinbart wurde, zwischen den Ehepartner geteilt. Dies erfolgt durch den sog. Versorgungsausgleich. Die Ehepartner können allerdings auf diesen Versorgungsausgleich verzichten und sich stattdessen darauf einigen, dass etwa ein Ehepartner seine privaten Rentenansprüche behält und im Gegenzug dem anderen die ehemals gemeinsame Immobilie zum Alleineigentum überträgt. Doch Vorsicht: Gerade bei Langzeit-Ehen besteht die Gefahr, dass durch den Verzicht auf den Versorgungsausgleich einer der Ehepartner benachteiligt wird.