Scheidung mit Mediator: Alternative mit Erfolg?
Für Ehepartner, die anstelle eines nervenzehrenden Rosenkriegs sich einvernehmlich trennen möchten, kann eine Scheidungsmediation ein erfolgreicher Weg sein. Doch wann macht eine Mediation im Rahmen einer Scheidung Sinn? Wie läuft eine Scheidungsmediation ab? Was kostet sie? Und wann ist es sinnvoll sich von einem Anwalt für Familienrecht beraten zu lassen?
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Diese Fragen werden beantworet
- Wann macht eine Mediation im Rahmen einer Scheidung Sinn?
- Was kann man mit einer Scheidungsmediation alles regeln?
- Wie findet man den richtigen Mediator?
- Welche Aufgaben hat ein Anwaltsmediator bei einer Scheidung?
- Wie läuft eine Mediation bei einer Scheidung ab?
- Was kostet eine Scheidungsmediation?
- Wann kann ein Anwalt für Familienrecht bei einer Scheidungsmediation helfen?
Wann macht eine Mediation im Rahmen einer Scheidung Sinn?
Eine Mediation im Rahmen einer Scheidung macht nur dann Sinn, wenn beide Ehepartner offen für Gespräche und eine einvernehmliche Konfliktlösung sind. Ist es einem Ehepartner aufgrund von verletzten Gefühlen nicht möglich Verständnis für die Wünsche und Bedürfnisses des anderen Partners entwickeln zu können, macht eine Scheidungsmediation keinen Sinn.
Wichtig: Eine Mediation ist eine kostengünstige und schnelle Alternative zum oft langwierigen gerichtlichen Scheidungsverfahren. Verläuft die Mediation erfolgreich, kann eine einvernehmliche Scheidung auf dieser Basis erfolgen, für die das Ehepaar dann nur einen Anwalt benötigt und bezahlen muss.
Was kann man mit einer Scheidungsmediation alles regeln?
Ehegatten-, Kindesunterhalt, Umgangs- und Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder, Zugewinnausgleich, Vermögensauseinandersetzung, Ehewohnung, Hausrat: alles Themen, die im Rahmen einer Scheidungsmediation geregelt werden können. Während bei einem gerichtlichen Scheidungsverfahren aber nur über die rechtlichen Angelegenheiten des Ehepaares entschieden wird, kann bei einer Scheidungsmediation auch alle anderen Probleme angesprochen und geklärt werden.
Wie findet man den richtigen Mediator?
Die Berufsbezeichnung „Mediator“ ist nicht gesetzlich geschützt und es ist auch keine bestimmte Ausbildung nötig, um sich Mediator nennen zu dürfen. Es ist daher für Laien schwer zu erkennen, welche Kompetenz hinter dem Mediator steckt. Ein Anhaltspunkt kann eine Zertifizierung des Mediators sein. Ein Mediator erhält nur dann eine Zertifizierung, wenn er fachlich qualifiziert ist.
Berufsverbände, Arbeitsgemeinschaften für Mediation und IHKs stellen Datenbänke für die Online-Suche nach einem passenden Mediator bereit.
Welche Aufgaben hat ein Anwaltsmediator bei einer Scheidung?
Es gibt Anwälte für Familienrecht, die gleichzeitig auch eine Ausbildung zum Mediator absolviert haben und als Mediator in Familiensachen arbeiten. Im Gegensatz zum Rechtsanwalt hat der Anwaltsmediator die Aufgabe, die Kommunikation zwischen den Parteien mit Methoden der Mediation zu fördern. Er muss die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eheleute ermitteln und eine Einkommens- und Vermögensübersicht erarbeiten. Der Anwaltsmediator informiert die Eheleute über die Rechtslage und unterbreitet Vereinbarungsvorschläge - auch zur Altersversorgung. Er hat auch die Pflicht, wenn er erkennt, dass zur Wahrung der individuellen Interessen bei einem Ehepartner eine anwaltliche Beratung nötig ist, diesen vor einer Mediationsvereinbarung zur rechtlichen Beratung an einen Anwaltskollegen zu schicken.
Das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart (Az. 11 U 4/16) vertritt die Ansicht, dass einen Anwaltsmediatot eine allgemeine Pflicht zur (Rechts-)Beratung trifft. Der Fall: Eine Anwaltsmediatorin verletzte mehrfach ihre Rolle und auch ihre Pflichten, in dem sie es unterließ Auskünfte zur wirtschaftlichen Situation des Ehepaars einzuholen, die zur Berechnung des Versorgungsausgleichs nötig gewesen wären und die der Ehefrau ihren Anspruch auf einen Versorgungsausgleich von rund 32.000 Euro transparent gemacht hätten. Obwohl ihr das Ungleichgewicht bei der Rente der Eheleute bekannt war, riet sie ihren Mandanten nicht, sich vor einer Scheidungsfolgenvereinbarung jeweils von einem Anwaltskollegen zur Wahrung ihrer eigenen Interessen beraten zu lassen. Anstelle ihrer Anwaltskollegin erhob die Anwaltsmediatorin die für den Scheidungsantrag erforderlichen Daten und weckte bei den Eheleuten damit die Vorstellung, sie sei auch für das Ehescheidungsverfahren und den Versorgungsausgleich zuständig. Eine weitere Rollenverletzung liegt darin, dass sie anstelle ihrer Anwaltskollegin den Scheidungsantrag formulierte – ihn aber in ihrer Rolle als Anwaltsmediatorin zur Wahrung der Interessen der Eheleute vor Einreichen bei Gericht nicht noch einmal überprüfte. Mit ihrem Verhalten verließ die Anwaltsmediatorin mehrfach ihre allparteiliche neutrale Rolle, was letztlich zu einer Schadensersatzanspruch der Ehefrau von rund 32.000 Euro führte.
Wie läuft eine Mediation bei einer Scheidung ab?
Das Mediationsverfahren besteht aus fünf Phasen. Jede Mediationssitzung dauert in der Regel 90 Minuten.
Erstgespräch
Zuerst findet ein Erstgespräch zwischen dem Mediator und dem Ehepaar über das Ziel der Scheidungsmediation statt. Zudem erhalten die Ehepartner allgemeine Informationen zum Ablauf und zu den Kosten der Scheidungsmediation. Erklären sich die Ehepartner mit der Mediation einverstanden, wird ein Mediationsvertrag zwischen ihnen und dem Mediator geschlossen.
Informationsgespräch
In der zweiten Mediationssitzung werden im Dialog mit dem Mediator alle Informationen und Themen gesammelt, die für die Ehepartner bei der Scheidungsmediation wichtig sind. In dieser Phase hören die Ehepartner sich nur zu, es findet kein Gespräch statt. Der Mediator wird Verständnisfragen stellen.
Streitschlichtung
In der dritten Sitzung beginnt die eigentliche Streitschlichtung zwischen den Ehepartnern. Der Mediator eröffnet einen Dialog zwischen den Ehepartnern, in dem u.a. über die jeweiligen Probleme, Konflikte, Wünsche, Bedürfnisse und Emotionen gesprochen werden kann. Hierbei sollen die Ehepartner ihre eigenen Bedürfnisse erkennen und Verständnis für die Bedürfnisse und Probleme des Ehepartners entwickeln. Dies schafft die Basis für das nächste Gespräch.
Gespräch über Lösungsoptionen
Im vierten Gespräch mit dem Mediator geht es darum gemeinsam Lösungen für Konflikte und Probleme zu finden. Als neutraler Beobachter unterstützt der Mediator die Ehepartner bei dem Entwickeln von Lösungsideen. Dies kann mit Rollenspielen, Visualisieren oder Brainstorming geschehen.
Mediationsvereinbarung
Am Schluss einer Mediation werden alle einvernehmlich getroffenen Vereinbarungen zwischen den Ehepartnern in einer sog. Mediationsvereinbarung schriftlich fixiert. Beide Ehepartner müssen die Mediationsvereinbarung unterschreiben. Die Mediationsvereinbarung kann im Rahmen des gerichtlichen Scheidungsverfahrens dann als Grundlage für Scheidungsvereinbarungen genommen werden.
Was kostet eine Scheidungsmediation?
Eine Mediation wird nicht wie bei einer Rechtsberatung nach Gebührensätzen abgerechnet, sondern in den meisten Fällen nach Zeitaufwand. Der Stundenlohn eines Mediators in Familiensachen bewegt sich durchschnittlich zwischen 100 und 250 Euro.
Wichtig: In vielen Fällen bezahlt die Rechtsschutzversicherung auch eine Mediation. Ein Blick in den Versicherungsvertrag lohnt sich.
Wann kann ein Anwalt für Familienrecht bei einer Scheidungsmediation helfen?
Mit einer Mediation können bei einer Scheidung viele Dinge einvernehmlich geklärt werden. Für Ehepartner ist es aber wichtig, um die für sie und ihre Zukunft richtigen Entscheidungen zu treffen, ihre rechtliche Situation zu kennen. Eine Beratung bei einem Anwalt für Familienrecht ist daher für beide Eheleute sehr zu empfehlen.