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Kategorie: Anwalt Erbrecht ,
14.10.2024 (Lesedauer ca. 5 Minuten, 17496 mal gelesen)
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Urnenbestattung: Was ist erlaubt - Was ist verboten?

Urnenbestattung: Was ist erlaubt - Was ist verboten? © kytalpa - Fotolia

In Deutschland ist die Urnenbestattung an strenge Regeln gebunden, insbesondere den Friedhofszwang. Doch welche Urnen sind erlaubt? Welche Möglichkeiten der Urnenbestattung gibt es? Darf man eine Urne mit der Asche eines Verstorbenen auf einem privaten Grundstück beisetzen? Welche Ausnahmen gibt es vom Friedhofszwang? Und in welchen Fällen darf eine Urne umgebettet werden?

Welche Urnen sind erlaubt?


Urnen sind in Deutschland aus folgenden Materialien erlaubt: Kunststoff, Keramik, Porzellan, Holz, Glas, Marmor oder Naturstein. Daneben gibt es zulässige Bio-Urnen, die aus biologisch abbaubaren Materialien, wie Naturfasern, Pappe oder gepresste Maisstärke hergestellt werden. Bei den sog. See-Urnen muss die Urne aus wasserlöslichen Materialien, wie zum Beispiel Muschelkalk oder Salzkristall.

Wie und wo dürfen Urnen bestattet werden?


Es gibt in Deutschland verschiedene Möglichkeiten, wie eine Urnenbestattung gestaltet werden kann.

Eine Möglichkeit ist das Erdurnengrab. Hier wird die Urne wird in einem speziell dafür vorgesehenen Grab auf einem Friedhof beigesetzt.

Eine weitere Bestattungsmöglichkeit ist das so. Kolumbarium. Die Urne wird hier in einer Urnenwand untergebracht, wo in bestimmten Nischen eine Urne mit der Asche des Verstorbenen beigesetzt werden kann. Kolumbarien findet man häufig auf Friedhöfen oder in Kirchen. Die Kosten für eine Urnenbestattung in einer Urnenkirche und in den meisten Fällen damit auch die Nutzung der Grabstelle beträgt für eine Einzelkammer durchschnittlich 2.500 Euro, eine Doppelkammer kostet 4.500 Euro. Weitere Kosten sind die Abdeckplatte plus Beschriftung sowie Verwaltungsgebühren.

Das Urnenrasengrab ist eine moderne Form der Bestattung, bei der die Urne in einer Wiese in einem ausgewiesenen Bestattungswald beigesetzt wird, oft ohne klassisches Grabmal, aber mit einer kleinen Gedenktafel.

Eine anonyme Urnenbestattung ist in Deutschland auch möglich. Hier wird die Urne auf einem anonymen Gräberfeld beigesetzt und es gibt keinen sichtbaren Grabstein oder individuellen Hinweis auf den Verstorbenen.

Die Seebestattung ist eine weitere Form der Urnenbestattung und erlaubt die Beisetzung der Asche in speziell zugelassenen Urnen auf See. Voraussetzung für eine Seebestattung ist in der Regel, dass der Verstorbene eine enge Verbindung zur See hatte oder dies zu Lebzeiten ausdrücklich gewünscht hat. Die Seebestattung erfolgt auf speziell ausgewiesenen Gebieten in deutschen Küstengewässern.

Darf man eine Urne mit Asche mit nach Hause nehmen?


In Deutschland besteht grundsätzlich Friedhofspflicht. Ausnahmen werden auf Antrag nur bei Seebestattungen oder Bestattungen im ausgewiesenen Bestattungswald gemacht. Das bedeutet, dass niemand eine Urne mit der Asche eines Verstorbenen zu Hause aufbewahren darf, ansonsten droht ein Bußgeld. Das Verwaltungsgericht (VG) Arnsberg (Az. 3 L 751/07) stellt klar, dass die Beisetzung einer Urne auf einem privaten Grundstück ein Verstoß gegen die öffentliche Sicherheit darstellt. Der bloße Wunsch, die Urne auf einem Privatgrundstück beizusetzen, reicht für eine Ausnahmegenehmigung nicht aus, so das Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz (Az. 7 A 11390/09.OVG).

Gibt es Ausnahmen vom Friedhofszwang?


In einigen Bundesländern und unter bestimmten Bedingungen gibt es Ausnahmen vom Friedhofszwang, die eine private Beisetzung der Urne erlauben.

Seit Anfang 2015 hat das Bundesland Bremen sein Bestattungsrecht geändert und erlaubt auch die Beisetzung einer Urne oder das Verstreuen der Asche auf einem privaten Grundstück. Notwendig dafür ist die Zustimmung der Gemeinde. Diese Zustimmung ist an Voraussetzungen geknüpft: Der Verstorbene muss den letzten Wohnsitz in Bremen gehabt haben. Außerdem muss er in irgendeiner Form selbst verfügt haben, dass er so bestattet werden möchte. Eine notarielle Beglaubigung dieser Verfügung ist aber nicht notwendig. Ferner muss er auch eine Person bestimmt haben, die für die Totenfürsorge zuständig sein soll. Weiterhin muss sich der Ort, an dem die Urne beigesetzt werden soll, in privatem Eigentum oder im Eigentum der Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven befinden. Bei der Ausbringung auf privatem Eigentum ist es notwendig, dass der Eigentümer mit der Beisetzung einverstanden ist. Der Eigentümer darf kein Geld für die Beisetzung verlangen und muss Störungen der Nachbarn durch die Urnenbestattung vermeiden. Die mit der Totenfürsorge beauftragte Person muss spätestens zwei Wochen nach der unverzüglichen Bestattung der Urne vor einer Behörde eidesstattlich versichern, dass eine Urnenbestattung im Sinne des Verstorbenen stattgefunden hat.

Nach einer Entscheidung des VG Trier (Az. 7 K 3746/21.TR) ist die Bestattung einer Urne in einer Hofkapelle auf dem eigenen Grundstück nicht zu beanstanden. Hierdurch sei weder gesundheitliche Gefahren zu befürchten noch werde die Totenruhe beeinträchtigt. Nach dem rheinland-pfälzischen Bestattungsgesetz sei eine Bestattung an privaten Plätzen erlaubt, wenn ein berechtigtes Interesse bestehe und das öffentliche Interesse oder schutzwürdige Belange Dritte nicht beeinträchtigt würden. Diese Anforderungen werden laut Gericht im zu entscheidenden Fall aufgrund der Hofkapelle erfüllt.

Ist eine Urnenbestattung auch auf einem ortsfremden Friedhof erlaubt?


Eine Urne darf unter bestimmten Umständen auch auf einem ortsfremden Friedhof beigesetzt werden, wie folgender Fall zeigt: Eine Tochter wollte die Urne ihrer Mutter auf demselben Friedhof, auf dem auch ihr Vater in einem Urnengrab beigesetzt worden war, beisetzen lassen. Dies wurde ihr von der zuständigen Friedhofsverwaltung mit der Begründung verwehrt, dass die Mutter keine Einwohnerin der Gemeinde gewesen sei. Dies sah das VG Koblenz (Az. 1 L 302/15.KO) anders: Die Tochter dürfe die Urne der Mutter auf dem ortsfremden Friedhof beisetzen lassen. Zwar habe die Friedhofsverwaltung ein Ermessen, ob sie die Beisetzung ortsfremder Verstorbenen zulasse, hier habe sie aber bereits die Urnenbestattung des verstorbenen ebenfalls ortsfremden Vaters zugelassen. Zudem müsse die Ehe auch über den Tod hinaus geschützt werden.

In welchen Fällen darf eine Urne umgebettet werden?


Eine Urne darf nach ihrer Bestattung grundsätzlich nicht in eine andere Grabstelle umgebettet werden. Dies ist nur in Ausnahmefällen mit wichtigem Grund zulässig. Der Umzug eines Angehörigen stellt nach einem Urteil des VG Berlin (Az. 21 K 129/21) und des VG Gelsenkirchen (Az. 14 K 4013/16) keinen wichtigen Grund für die Umbettung einer Urne dar. Ein wichtiger Grund wäre etwa laut Gericht, wenn der bereits bestattete Mensch nachweislich lieber an einem anderen Ort seine letzte Ruhe finden wollte.

Grundsätzlich wiegt der Schutz der Totenruhe mehr als der Wunsch eines Angehörigen auf Umbettung der Urne, so das VG Ansbach (Az. AN 4 K 16.00882).

So darf eine Urne laut VG Karlsruhe (Az.11 K 1007/05) nicht umgebettet werden, weil dann die Grabpflege für die Angehörigen einfacher wäre.

Nach einer Entscheidung des VG Aachen (Az. 7 K 1569/16) gibt es zum Schutz der Totenruhe auch keinen Anspruch darauf die Urne der Mutter in das Reihengrab des zuvor verstorbenen Vaters umzubetten.

Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) (Az. 4 N 17.1197) hat entschieden, dass eine Urne frühestens nach zwei Jahren nach der Bestattung umgebettet werden darf. Diese Ruhefrist sei notwendig, um nicht gegen den postmortalen Achtungsanspruch des Verstorbenen zu verstoßen.

Gut zu wissen: Wer unzulässiger Weise eine Urne umbetten lässt, verletzt das Totenfürsorgerecht und riskiert die Zahlung eines Schmerzensgelds, so das Amtsgericht (AG) Rinteln (Az. 2 C 183/14), dass dem Inhaber des Totenfürsorgerechts ein Schmerzensgeld in Höhe von 500 Euro zusprach.

Urne mit falscher Asche beigesetzt – macht sich der Bestatter strafbar?


Weil die Asche eines Toten nicht rechtzeitig vor der Urnenbeisetzung vom Krematorium zurückkam, überredete ein Bestatter in drei Fällen seine Auszubildende die Urne vorerst ohne die richtige Asche beizusetzen. Nach der Entlassung des Mannes waren in der Leichenhalle und seiner Wohnung insgesamt drei Aschekapseln gefunden worden, die den Verdacht aufkommen ließen, dass Urnen mit falscher Asche beigesetzt wurden. Der Bestatter wurde vom Landgericht (LG) Oldenburg (Az. 13 Ns 370 Js 67132/19 (328/21) *122*) wegen Anstiftung zur Störung der Totenruhe zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu 70 Euro verurteilt.



erstmals veröffentlicht am 21.05.2015, letzte Aktualisierung am 14.10.2024

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